Aus dem Archiv
von Lilo Herz
Niccolo Ammaniti: "Wie es Gott gefällt"
Der Autor ist durch seine Werke einer der bekanntesten und beliebtesten Schriftsteller Italiens. Sein hiermit uns vorliegender letzter Roman ist jedoch etwas ganz Besonderes. Man muß ihn gelesen haben um eine Art „Sprachstil-Schock“ zu erleiden. Den Schock bekommt man aber nicht nur durch den Stil, sondern vor allem durch den Inhalt.
In der naturalistischen Art Zolas schildert der Autor das Schicksal einiger Italiener von ganz „Unten“, sozusagen aus dem Bodensatz der Gesellschaft, das sie in einer einzigen Nacht erleiden.
Wie der Titel sagt, glauben sie, daß sie in diese mißliche Lage – ohne festen Arbeitsplatz und ohne Zukunft- gelangt sind, weil das Gottes Wille war. Um da endlich herauszukommen, beschließen sie, den „großen Coup“ zu landen. Und Gott soll ihnen dabei helfen. Tut er aber nicht. Im Gegenteil. Alles, was sie unternehmen, läuft schief.
Um das bedrohliche ihrer Situation hervorzuheben, verlegt der Autor ihr Handeln in eine Nacht, in der ein schreckliches Unwetter niedergeht. Das Ende der Welt scheint nahe zu sein. Jeder einzelne der Protagonisten gerät ständig in Ausnahmesituationen, die durch Mißverständnisse noch potenziert werden. Dabei verknotet der Autor die Lebensfäden der Schicksale so ineinander, daß sie der Leser nur mit Mühe entwirren kann.
Den Pechvögeln bleibt nichts erspart: Krankheit mit unerträglichen Schmerzen, Scheintod, Tod, ein gräßlicher Mord, Selbstmord ... Und Gott vollbringt kein Wunder. Aber mit seiner manchmal fast rabiaten Erzählweise schafft es der Autor, dem Leser eine Art furiosen Showdown zu bieten, so daß man am Schicksal dieser Menschen so lebhaften Anteil nimmt, als wäre es das eigene. Und gerade dadurch erfüllt dieses Werk wie kein anderes die von Kafka geforderte Funktion der Literatur: „Ein Buch muß wie eine Axt sein, die das in uns gefrorene Meer zertrümmert.“
Niccolo AmmanitiWie es Gott gefälltS. Fischer Verlag, 496 Seiten, EUR 21,90 |