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von Lilo Herz

Richard Morgiève: "Kleiner Mann von hinten"

Der Claasen Verlag war sicher gut beraten, dieses Buch aufzulegen. Nachdem es seit Jahrzehnten zu den Lieblingsbüchern der Franzosen zählt, könnte ihm ein ähnlicher Erfolg bei den deutschen Lesern beschieden sein. Der Sohn einer Französin und eines polnischen Flüchtlings beschreibt die amour fou seiner Eltern so temporeich, dass man beim Lesen fast außer Atem gerät. Die Sätze sprudeln wie aus einer Quelle hervor, und man nimmt sie gierig auf, weil sie unentwegt die Phantasie anregen und Emotionen wecken.

Und das passiert, obwohl der "kleine Mann von hinten" eigentlich ein Bandit ist, halb Jesuit, halb Krokodil, wie sein Sohn sagt. Aber durch seine bedingungslose, heiße Liebe zu seiner Frau, die nichts weiter kann als "leben und lieben", und sein Geschick, dank seiner kriminellen Energie auch unter den widrigsten Umständen für seine Familie alles zu beschaffen, wird er zum Sympathieträger.

So weit so gut. Doch nach der Hälfte des Buches kippt die Situation und es kommt zur Katastrophe. Mit Verwunderung und Bewunderung stellt man am Ende fest, dass dem Autor ein schönes kleines Kunstwerk gelungen ist, obgleich es seinem Protagonisten doch so an Moral und Ethik fehlt. Aber so ist das Leben ... und die verrückte Liebe ...

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