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von Lilo Herz

Alessandro Piperno: "Mit bösen Absichten"

Mit verblüffend schonungsloser Offenheit schildert der Autor das Schicksal von drei Generationen einer jüdisch-katholischen Familie der feinen römischen Gesellschaft von der Nachkriegszeit bis 1989.

Aulöser für die in rasantem Tempo geschriebene Geschichte ist der Tod des jüdischen Oberhauptes, des Großvaters von Daniel Sonnino, den der Autor diese Lebensbeichte ablegen läßt. Dabei schont er weder die jüdische noch die katholische Seite der Familie, die sich in ihrem Wohlstandsdenken weit von allen religiösen Regeln, Vorschriften und Traditionen entfernt haben und nur die Befriedigung ihrer Lebensgier suchen – jeder auf seine Weise. Hauptsache der Schein wird gewahrt: Man kann alles tun, nur darf es die Welt nicht erfahren!

Provokant zählt er die Klischees sowohl über die einen als auch über die andern auf, aber durch seine ironische Darstellung stellt er sie gekonnt in Frage. Überhaupt: Ironie, vor allem Selbstironie, die oft parodistische Züge trägt, zeichnet dieses Erstlingswerk vor allem aus. Das Spiel mit Gedanken und Worten ist manchmal so „berauschend“ dass es den Leser verwirrt, aber man wird immer wieder begeiternd weiterlesen, weil der Autor mit so schöner Wut schreibt.

Am meißten scheint er wütend auf sich selbst zu sein – vielleicht wegen verpasster Gelegenheiten oder nicht gelebter Lüste. Zwar beschimpft sich sein Protagonist selbst als Versager und heuchlerischen Moralisten, aber das ist reine Heuchlerei, denn von Anfang bis Ende schwelgt der Verfasser in der Beschreibung erotischer Begebenheiten und Befindlichkeiten, so dass man den Eindruck hat, sein Protagonist sei ein Erotomane, der endlich mal eine Lebensbeichte über diese Dinge ablegen will. Dabei verzeiht man ihm fast seine sexuellen Abirrungen, weil er sie so umwerfend komisch darstellt und sie so raffiniert und zerknirscht begründet. Als er damit am Ende einen Skandal auslöst, offenbart sich die ganze Tragik seiner Sehnsüchte und der Leser hat Mitleid mit ihm. Das will er aber nicht. Er will beneidet sein. Fragt man sich nur: warum?

Alessandro Piperno

Mit bösen Absichten

Fischer Taschenbuch Verlag, 368 Seiten, Taschenbuch, EUR 9,95

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