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von Lilo Herz

Simonetta Agnello Hornby: "Die Marchesa"

Beim Stichwort Sizilien denken die meisten an die Mafia. Auf literarischem Gebiet fällt einem sofort "Der Leopard" von Giuseppe Tomasi di Lampedusa ein – dieses herrliche Sittengemälde über den sizilianischen Adel gegen Ende des 19. Jarhunderts.

In seine Fußstapfen tritt Simonetta Agnello Hornby mit der "Marchesa". Am Beispiel einer Adelsfamilie mit weitverzweigter Verwandtschaft beschreibt sie auf sehr lebendige Weise das prunkvolle Leben, die Sitten und Gebräuche des Adels, aber auch das der Dienerschaft, der Landaufseher, die alle noch gar nicht auf die unruhigen Zeiten eingestellt sind, die sie erwarten, jetzt, Ende des 19. Jahrhunderts.

Im Rahmen dieses Familienepos widmet widmet sich die Autorin mit besonderer Hingabe der Geschichte der Zentralfigur – der Marchesa – die tatsächlich ihre Tante war. Man nimmt regen Anteil am Schicksal dieser ungewöhnlichen Frau, die von Kindheit an wegen ihres "Andersseins", ihrer roten Haare, ihrer Magerkeit, ihrer Natürlichkeit, von allen – auch von ihrer Mutter- abgelehnt wird, die unter dem Mangel an Liebe leidet und trotztdem ihr Leben meistert.

Bei ihrer facettenreichen Schilderung bedient sich die Autorin einer so phantasievollen Sprache, daß man in Beeisterung gerät: Man atmet förmlich den Duft der Oleanderbäume in den riesigen Gärten, man schmeckt die kulinarischen Köstlichkeiten, die es besonders auch zu religiösen Festen gibt. Kurz gesagt, der Roman verströmt dadurch Sinnlichkeit Siziliens, die zum Träumen anregt. Dem deutschen Leser, der nicht des sizilianischen Italienischs mächtig ist, möchte man am liebsten die deutsche Bedeutung der Namen dahinter in Klammern setzen, weil sie die einzelnen Personen auf so humorvolle Weise charakterisiert.

Über jedes Kapitel setzt Signora Agnello Hornby ein sizilianisches Sprichwort. Zusammengenommen bilden diese geflügelten Worte ein Kompendium vom Lebensweisheiten, die den Leser unterhalten und zum Nachdenken bringen.

Das Erstlingswerk von S. Anello Hornby "Die Mandelpflückerin" war ein Literaturereignis in Italien, Mit der "Marchesa" ist sie – vor allem, wenn das Buch auch in andere Sprachen so hervorragend und verständlich wie ins Deutsche übersetzt wird – auch in der internationalen Arena angekommen.

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