Aus dem Archiv
von Juliane Cassedy
Yann Apperry: "Das zufällige Leben des Homer Idlewilde"
Zweifellos ist dies der schönste Roman, den ich in diesem gewiss an guter Literatur reichen Jahr gelesen habe. Dabei fiel das Buch mir so zufällig in die Hände, wie es selbst den Zufall thematisiert. Kein Spruchband verwieß auf einen top Platz auf den Bestsellerlisten oder erinnerte an des Autors letztes geniales Werk. Nein, es waren die ersten Sätze und Seiten, mit denen mich der mir völlig unbekannte französiche Autor Yann Apperry in seinen Bann schlug.
Er erzählt, vermutlich von eigenen Erlebnissen inspiriert, von Homer Idlewilde, dem jungen Vagabunden und Träumer, der in den Wäldern rund um Farrago lebt, einem kleinen Ort in Nordkalifornien, der seit 10 Jahren auf die versprochenen Telefonanschlüsse wartet und auch sonst einer anderen Zeit anzugehören scheint. In vielem erinnerte mich der liebenswerte Homer Idlewilde an Eichendorffs „Taugenichts“: seine Unbeschwertheit, seine Liebe zur Natur, seinem Wald, den Bergen, seine Liebe zur Freiheit, aber auch seine keinesfalls naive Suche nach dem inneren Zusammenhängen und einer Antwort auf die eigentliche entscheidende Frage, die nach dem Sinn des Lebens.
Yann Apperry beschreibt die wunderschöne Landschaft mit ihren Geheimnissen und ihren Düften. Er beschwört eine Welt herauf, in der es weder Neid noch Habgier und keine Gewalt zu geben scheint, in der auch Außenseiter der Gesellschaft Akzeptanz und Liebe erfahren.
Yann ApperryDas zufällige Leben des Homer IdlewildeAufbau Verlag, 390 Seiten, EUR 19,90 |